Presse
OÖ Nachrichten | Die Landwirtschaft und der Raiffeisenverband
07.05.09Viele Landwirte werden, wenn es mit den landwirtschaftlichen Preisen in der nächsten Zeit so weiter geht, wahrscheinlich aufhören. Der Weg hin zu einer Agrarfabrik wird immer breiter.
Der Raiffeisen-Konzern wurde eigentlich gegründet, um den Landwirten Hilfestellung in allen Bereichen zu bieten. Was dieser Konzern heute für die Landwirtschaft macht, kann man in einem Satz sagen. Der Landwirtschaft wird heute nicht mehr geholfen, sondern die Landwirtschaft wird heute nur mehr benützt, um selber gut dazustehen. Der Slogan: „Wir sind für die Bauern da!“, soll endlich vom Raiffeisen-Konzern in die Tat umgesetzt werden. Im Grunde genommen haben die Landwirte heute von diesem riesen Konzern fast nichts mehr.
Wo sind die Manager die einen anständigen Milchverkauf organisieren?
Die Manager haben sich voll und ganz auf die Handelsketten konzentriert, ohne eine andere Absatzmöglichkeit für die Landwirte zu organisieren. Die Milchtrinkhallen, die es früher überall gegeben hat, wurden abgeschafft. Wahrscheinlich auf Druck der Lebensmittelkonzerne, die keine Konkurrenz haben möchten. Für mich als Konsument ist es unverständlich, warum nicht auch dort die Milch ist, wo der Durst ist. Auf den Getränkekarten der Gastronomie ist selten die Milch zu finden. Das Argument, es wird zu viel Milch produziert und daher gibt es für die Bauern keinen besseren Preis, ist für mich als Kaufmann die billigste Ausrede. Mineralwasser fließt aus den Quellen, so viel dass man es nicht verkaufen kann und trotzdem machen die Vertreiber des Wassers ein sehr gutes Geschäft. Was wir zu viel am Markt haben, sind die verschiedensten Getränke, aber sicher nicht die Milch.
Wie ich einem Zeitungsartikel entnehmen konnte, hat der Raiffeisen-Waren-Konzern RWA (Raiffeisen-Ware-Austria) im Jahr 2008 ein ausgezeichnetes Ergebnis erwirtschaftet. Es wurden 30 Millionen Euro Gewinn erzielt. Für mich wäre es sehr interessant zu wissen, wie viel Dividende oder Ausschüttung, von diesen 30 Millionen Euro, an die BAYWA, die ja mehr als 50% an der RWA hält, ausbezahlt wurden. Warum haben die österreichischen Landwirte von den Gewinnanteilen des Jahres 2008 und auch von früheren Jahren, bis jetzt noch nichts gesehen, obwohl sie laut Statuten ja eigentlich Teileigentümer dieser Lagerhausgenossenschaft sind.
Eine weitere Frage: Laut Zeitung wurden 300 Millionen Euro von der Raiffeisen-Landesbank an die Raiffeisen-Internationale überwiesen. Damit wurde die Raiffeisen-Tochter für ihre Ostgeschäfte unterstützt. Warum hat man diese 300 Millionen nicht an die Oberösterreichischen Bauern ausgeschüttet? Jeder OÖ Bauer hätte somit 10.000 Euro bekommen. 300 Millionen, geteilt durch 30.000 Bauern, wären 10.000 Euro für jeden Landwirt.
Für mich wirft sich die Frage auf, warum die Bauern nicht längst die Forderung stellen, einen Teil dieser unnötigen Beteiligungen des Raiffeisen-Konzerns zu verkaufen. Mit dem Erlös könnten die landwirtschaftlichen Betriebe saniert und unterstützt werden. Müssen die österreichischen Bauern Besitzer der Raiffeisenkassen in Moskau sein? Müssen die Bauern Miteigentümer der Landesbank sein, ohne dafür je einen Cent zu sehen?
Für mich als Kaufmann, ist die momentane Vorgehensweise der Raiffeisenorganisation und der verschiedenen Vertretungen der Bauern, völlig unverständlich.
Karl Prillinger, Kaufmann, Wimpassinger Straße 79, A-4600 Wels